Interview - page 6

Dadurch dass wir eine so gute Gruppe hatten – quasi wie eine Familie waren, hatte ich viel Rückhalt 
von den anderen Kandidaten Wir haben uns auch in  den Pausen getroffen und über alles gesprochen 
und diskutiert. In einer Sendung, in der Pause saß ich etwas geknickt in einer Ecke und dann kam Keno 
und sagte: „Ich hab hier einen Schokopudding für Dich, dann geht’s dir gleich besser“. Das war total 
süß. 
„Geschickt eingefädelt“  ist ein Zuhause auf Zeit, wir waren drei Wochen zusammen,  wie eine große 
Familie, man näht zusammen und genießt die Zeit.  Klar sind die Tage lang. Wir hatten aber auch 
Freizeit und gemeinsam etwas zusammen unternommen.  
Inge ‐ Du bist natürlich ein absoluter Profi, nichts entgeht Deinem scharfen Schneiderauge. Deine 
Kritiken sind konkret, klar und sachlich – keiner wird bevorzugt, nichts wird verschönt. Wie hat es 
sich ergeben, dass Du Co‐Jurorin geworden bist? 
Ich bin ja Vorsitzende des Bundesverbands der Maßschneider. Deshalb ist der Sender ganz konkret an 
mich herangetreten und hat angefragt,  dass sie auf der Suche nach einer Fachfrau sind ähnlich wie 
beim englischen Format und ob ich bei der Suche helfen könnte. Viele waren interessiert, haben aber 
schon im Vorfeld gepasst, da so eine Staffel natürlich viel Zeit abverlangt. Auch ich habe gezögert, ob 
ich mein Atelier wirklich solange alleine lassen kann. Aber meine Mitarbeiter haben mich so motiviert 
dass ich  ebenfalls beim Casting war und am Ende war es sogar so, dass ich ausgewählt worden bin. 
Ich bin total happy dass ich dabei sein konnte. Aber ich bin auch sehr kritisch und genieße das Privileg, 
dass ich die Messlatte unseres Maßschneiderhandwerks anlegen darf und auch anlegen muss. Das ist 
mir persönlich ganz wichtig. Sonst würde auch ein ganz verfälschtes Bild entstehen und ich wäre 
unglaubwürdig.  
Anika‐ hättest du das nicht gemacht, hätte ich mich auch gar nicht so entwickeln können.  
Inge – Was hat sich mit dem Start von „Geschickt eingefädelt“ 2015 für dich persönlich und 
beruflich verändert? 
Also ich habe schon immer sehr auf der Überholspur gearbeitet. Ich arbeite sehr viel, sehr intensiv und 
sehr viele Stunden am Tag.  Das ganze Jahr über. Ich bin schon 40 Jahre im Beruf und das ständig 
ohne große Unterbrechungen. Mein Leben hat sich insofern verändert, dass ich sehr unter dem Fokus 
der Medien, der Hobbyschneider aber auch im Fokus meiner Berufskollegen stehe. Also ich brauche 
schon ein dickes Fell. Ich empfinde mich in der Sendung immer als nett – es gibt aber auch Zuschauer, 
die das nicht so empfinden. Meine Mitarbeiter hingegen sagen immer „du bist doch nicht streng“. 
Denn meine Mitarbeiter sind noch viel strenger. Tobias hat es ja auch selbst erlebt, er war eine Woche 
bei uns und hat das Leben im Atelier kennengelernt. Wenn ich noch ein Auge zudrücke, sagen meine 
Mitarbeiter: „Nein, nein, das geht ja gar nicht“.  
Sehr schön ist die Verzahnung zu den Hobbyschneidern, das ist auch ganz neu für mich. Was ich an 
den Hobbyschneidern sehr bewundere ist, dass sie bundesweit stark vernetzt sind und sie eine starke 
Lobby haben. Wie z.B. PFAFF die die Hobbyschneider stark unterstützt. Das sind Dinge da träumen wir 
als Maßschneider davon. Wir haben im Grunde – außer unserem Berufsverband ‐ keinen der sich für 
uns stark macht. Die Hobbyschneider haben ein tolles funktionierendes soziales Netzwerk von dem ich 
schon viel lernen konnte.
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