Interview - page 9

Anika ‐  Und für Dich?
Ich sage immer: „Nähen ist so wie zaubern können“ Ich bin von klein auf eingefleischter Harry Potter 
Fan und man hat sich immer vorgestellt wie das wäre, wenn man in eine Zauberwelt kommt, seinen 
Zauberstab schwingt und es erscheint was. Und das ist so ein bißchen wie was Nähen macht. Man hat 
eine Idee im Kopf – realisiert sie von der Idee über den Schnitt. Das Ergebnis ist zauberhaft und zum 
Anfassen.   
PFAFF  war immer so ein Traum  ‐ irgendwann so eine PFAFF Maschine besitzen wäre schon toll. 
Schon das  Geräusch, wenn man sie anmacht – sie holt einen ab und bringt dich in eine Zauberwelt.  
Danach hat man was in der Hand und denkt sich, das hab ich gemacht, mit meinen Händen. Man  
schafft etwas aus dem Nichts.  Mode ist so eng mit einem. Man kann sich mit
Mode ausdrücken wer 
man ist oder sein will – auch wenn man die Person noch nicht ist. Wenn man die Mode selbst 
gemacht hat und man sieht sie das erste Mal an der Person für die man es genäht hat – zitiere ich 
immer gerne Guido: „Es ist wie mit einem Kind, dass das Haus verlässt.“ Es geht jetzt in die Welt und 
kann alles erreichen.  Menschen freuen  sich, weil du etwas für sie gemacht hast und das ist etwas 
ganz Schönes.  
Inge ‐ Was ich gerne noch ergänzen möchte ist, dass man sich letzten Endes selber durch das Nähen 
Erfolgserlebnisse schaffen kann. Nach getaner Arbeit sehe ich die Früchte meiner Arbeit und das gibt 
wiederum Selbstvertrauen. Dadurch lernt man eine gestärkte Persönlichkeit zu entwickeln. Das ist 
das, was ich meinen Auszubildenden mit auf den Weg gebe. Nähen ist für mich auch eine 
Kontrabewegung zum „Akademisierungswahn“,  dass man sich  auch mit einem handwerklichen 
Beruf eine gesicherte Zukunft schaffen kann. Ich habe bei mir im Atelier drei Meisterinnen, die 
innerhalb 10 Jahren alle Abteilugen bei mir durchlaufen haben und jetzt allesamt in 
Führungspositionen sind. Das schafft im Studium kaum jemand. Z.T .warten Studienabgänger bis zu 
sechs Jahre um den richtigen Beruf zu finden. Das finde ich,  sollte auch viel mehr in der Gesellschaft 
kommuniziert werden, dass man auch mit den Händen, egal ob es als Schneider oder mit einem 
anderen Handwerk ist, ebenso für seinen Lebensunterhalt sorgen kann.  
Anika – Das Handwerk: Nähen ist besonders schön. Ich finde es generell sehr traurig, dass der Trend 
Handwerksberuf weiter nach unten geht. 
Tobias ‐ Hast Du jede Sendung am TV verfolgt? Wie war es die Sendung entspannt anzuschauen, 
anstatt selbst unter Druck zu stehen?  
Das hat einfach total Spaß gemacht. Ich musste mich ja nicht mehr der Bewertung unterziehen und 
hab mich einfach gefreut den neuen Kandidaten beim Nähen zuzuschauen.
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