Interview - page 8

zwischen der Mode und der Hobbyschneiderei. Mein Ursprung sind ja Handtaschen, aber seit der 
Sendung traue ich mich an jedes Bekleidungsprojekt heran und habe mir inzwischen schon einen 
kleinen Kleiderschrank zusammen genäht.
Inge – Wo holst Du dir deine Inspirationen? 
Von überall her, von der Straße oder auch aus Magazinen. „Mit den Augen stehlen“ darf jeder. 
In der Staffel hatte ich so ein orangefarbenes Kleid an mit einer eingenähten Kette. Die Grundidee 
bekam ich auf einem Treffen, wo ich solch ein ähnliches Kleid gesehen habe, mir aber die Kette zu 
dünn war. Dann habe ich das Kleid einfach nach meinen Ansprüchen und Wünschen neu angefertigt.  
Tobias – Ein Jahr ist vergangen. Wie hat sich dein Leben verändert?  
Mein Leben hat sich nach dem Gewinn sehr stark verändert. Ich habe vorher immer für mich alleine 
genäht. Taschen gemacht. Aber in Bezug auf Kleidung habe ich nicht viel genäht. Mit 
Hobbyschneidern hatte ich nicht viel zu tun.  Und alleine von dem riesigen Netzwerk – von dem Inge 
auch gesprochen hat – war ich total fasziniert.  Seitdem bin ich auch auf Instagram. Das kannte ich 
vorher nicht. Ich bin eigentlich sehr klassisch und brauche  immer ein bißchen länger bei „neuen“ 
Sachen. Ich bin auch nicht vor 10 Jahren schon nach Berlin gegangen,  sondern vor zwei, weil mir die 
Stadt noch nicht etabliert genug war. Wenn die Leute mich einfach ansprechen – das gefällt mir am 
meisten. Man lernt viele neue Menschen kennen und es gibt viel Interaktion und eine starke 
Verbindung in der Gemeinschaft. Ich arbeite  ja auch viel mit  PFAFF – die Marke und das Design 
gefallen mir total gut – das hätte ich nie vorher gedacht. Wenn ich mich dann auf Bildern und auch 
auf dem neuen PFAFF YourStyle Magazin sehe, bin ich total stolz. All das hätte ich mir vor zwei Jahren 
noch nicht erträumen lassen.
Persönlich hat es mich beflügelt – man hat das Gefühl man kann alles machen. Es gibt keine Grenzen. 
Man muss einfach nur loslegen und dann klappt das. Alles was man mit den Händen fertigt ist so real, 
dass man dadurch den Eindruck bekommt, man kann alles machen. Das überträgt sich auf das ganze 
Leben. Für mich ist das Nähen auch eine Art Therapie – Nähen macht glücklich! Ich habe z.B. letzte 
Woche von einer Händlerin gehört, dass sie Kurse im Krankenhaus gegeben hat. Das hat die 
Menschen die Krankheit vergessen lassen.  Das ist unglaublich toll! 
Inge – Was macht das Nähen für Dich? 
Ich habe eben so fasziniert Tobias zu gehört – bei mir ist es in Teilen auch so, aber es ist eben auch 
mein Beruf. Da steht ein Unternehmen dahinter und für mich ist Nähen ein Wirtschaftsfaktor. Ich 
verdiene damit meinen Lebensunterhalt und sichere Arbeits‐ und Ausbildungsplätze Vorort. Für mich 
ist es quasi ein heimischer Wirtschaftsfaktor. Dass ich es hobbymäßig mache oder auch aus diesem 
Hobby heraus meine Berufung entstanden ist,  zeige ich dennoch auf, dass es eine handwerkliche 
Wirtschaftskraft ist, von der ich leben muss und meine Mitarbeiter und Auszubildenden auch – und 
das beständig.
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,...18
Powered by FlippingBook